Kathy Rain – Mystery aus den 90ern

Kathy Rain – A Detective Is Born ist schon seit 2016 im Blickfeld. Nun habe ich das klassische Retro-Adventure endlich gespielt.

Willkommen in den 90ern

Die 90er. Twin Peaks, Akte X, abnormales in vermeintlich normalen Kleinstädten. Und die Blütezeit der Point-and-Click-Adventure. Kathy Rain versetzt uns in diese Zeit zurück und macht das so sympathisch, dass man sich niederknien möchte. Aber beginnen wir vorn.

Vergangenheit

Kathy – die leicht zynische Journalistik-Studentin im Gothic-Rocker-Outfit – erhält von ihrer Mitbewohnerin Eileen zufällig die Nachricht über den Tod ihres Großvaters. Allen Verdrängten, schmerzhaften Erinnerungen an ihre Kindheit zum Trotz, entschließt sie sich, zur Beerdigung in ihr früheres Heimat-Städtchen Conwell Springs zu fahren. Ein Ort, den sie nicht mehr besucht hat, seit ihre Mutter ihn fluchtartig verlassen hat, als Kathy noch ein Kind war. Dort besucht sie ihre Großmutter und erfährt von merkwürdigen, wiederkehrenden Vorfällen und vom Unfall ihres Großvaters, der damit in Verbindung zu stehen scheint. Sie beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und sich somit auch ihrer Vergangenheit zu stellen.

Krimi, Thriller, Horror

Vermisste Kinder, merkwürdige Erscheinungen, eine rätselhafte Kirche, rote Telefone, Tonbandaufnahmen aus der Vergangenheit, verstörende Träume, ein mysteriöser Mann in roter Kleidung und dazu die verdrängte Familiengeschichte. Kathy Rain – A Detective Is Born weiß mit den Versatzstücken klassischer Mystery-Thriller zu spielen.

Ganz langsam und geschickt baut sich die Geschichte und die Spannung auf. Wir stöbern auf dem Dachboden, wir hören uns alte Tonbandaufnahmen von Großvaters Nachforschungen an, wir ergaunern uns Polizeiakten, wir manipulieren ein paar Personen. In vielen Szenen spürt man dieses leichte Unbehagen. Mit jedem neuen Ort und durch jedes gelöste Rätsel bekommen wir ein neues Puzzleteil zur Belohnung. Nach und nach setzt sich so ein Bild der Vergangenheit und der seltsamen Vorgänge zusammen bis sich schließlich wahre Abgründe auftun und unsere Heldin die noch losen Enden tief in ihrer Psyche verbinden muss.

Nostalgie in Pixeln

Das Spiel von Joel Staaf Hästö ist nicht nur in den 90ern verortet, es sieht auch aus wie ein Adventure jener Zeit. Aus jeder Pore trieft die Nostalgie, im positiven Sinne. Der Pixel-Look und das Spielgefühl sind von den modernen Retro-Klassikern von Wadjet Eye Games inspiriert. Charaktere und Story sind stark entwickelt, die Vertonung, für die David Gilbert verantwortlich war, ist äußerst gelungen, der Umfang für ein One-Man-Project recht groß. Und auch die Rätsel wussten zu gefallen und waren abwechslungsreich.

Kleinere Kritikpunkte wie ein etwas umständliches Interface, sich schnell wiederholende Musikstücke oder der ein oder andere klischeehafte Charakter fallen nicht ins Gewicht. Denn der Sog der Story, der schnelle Fortschritt, der Spannungsbogen, die sympatische Heldin und das gelungene Mystery-Gefühl lassen einen sehr glücklich zurück.

 

 


Quellen:

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